Radfahren ist gut fürs Geschäft

Geht es in Würzburg um das Thema Parkplätze, liest man – besonders in den Kommentarspalten – häufig ein Argument: Weniger Parkplätze machen die Innenstadt unattraktiv für Besucher und sorgen so für Verluste im Einzelhandel.
Mit der Entscheidung des Stadtrates, Fahrradwegen in der Verkehrsplanung zukünftig Priorität einzuräumen – und das im Zweifelsfall auch auf Kosten des Kfz-Verkehrs – , ist nun damit zu rechnen, dass Fahrspuren und auch Parkplätze in der Stadt wegfallen werden. Das ist auch sinnvoll und richtig im Hinblick auf eine Verkehrswende, bei der mehr Menschen die Möglichkeit haben, auf das Auto zu verzichten und mit ÖPNV und Rad unterwegs zu sein.

Muss also der Einzelhandel nun fürchten, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat? – Mitnichten! Viele Beispiele aus anderen Städten wie auch verschiedene Studien zeigen: Den Geschäften geht es besser, wenn weniger Autos unterwegs sind.

Ein aktuelles Beispiel aus Toronto zeigt: Fallen Parkplätze zugunsten von Radwegen weg, steigt der Umsatz anliegender Geschäfte. Laut einer Studie sind Radfahrer außerdem besonders treue Kunden. Sie geben zwar pro Einkauf weniger Geld aus, kaufen aber häufiger pro Woche – und das lokal, sie stärken also den Einzelhandel vor Ort. Zudem ist Einkaufen oft spontan: Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit fürs Geldausgeben höher ist, wenn Menschen mit geringer Geschwindigkeit – wie zu Fuß oder auf dem Rad – an Geschäften vorbeikommen.
Außerdem kaufen Menschen mehr ein, wenn sie sich wohlfühlen, und sie fühlen sich wohler, wenn sie mehr Platz zum flanieren, spazieren, Schaufensterbummeln und Kaffeetrinken haben. Parkende Autos und Autos auf Parkplatzsuche stören dabei gewaltig.

2017 fand INRIX in einer Verkehrsanalyse heraus, dass die Deutschen 41 Stunden pro Jahr mit der Parkplatzsuche verbringen. Das bedeutet neben dem Stress und Zeitverlust auch höhere Benzinkosten und größere Schadstoffbelastung in den Innenstädten.
Einer Studie zur Parksituation in bayerischen Mittelstädten zufolge nutzen vor allem Besucher des Umlandes das Auto, um in die Innenstadt zu gelangen. Und für die ist vor allem eine gute Parkführung zu den bestehenden Parkgaragen entscheidend; diese bieten in den allermeisten Fällen nämlich bereits ausreichend Platz, wichtig ist, dass sie eben auch leicht gefunden werden. Auch attraktive Park&Ride-Möglichkeiten außerhalb der Stadt können die Parksituation erleichtern. Natürlich ist Würzburg auch hier gefragt, die Situation zu optimieren.
Ist das Auto dann aber erst einmal abgestellt, ist der Fahrer wieder Fußgänger – und wünscht sich eine für ihn attraktive Innenstadt.

Gut für die Wirtschaft ist Radfahren übrigens auch aus ganz anderer Sicht: Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, ist seltener krank.
Weitere ausführliche Informationen zum Thema Fahrrad und Wirtschaft bietet diese Broschüre der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen e.V., in der auch Würzburg seit einigen Wochen Mitglied ist.

All diese Beispiele zeigen: Mehr Radverkehr und weniger Autos in der Innenstadt sind gut fürs Geschäft und machen den Aufenthalt und das Einkaufen in der Stadt attraktiv. Insofern sollte auch der Einzelhandel alle Bemühungen begrüßen und unterstützen, die das Radfahren in Würzburg attraktiver und sicherer machen.

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