Während der Corona-Pandemie wurden einige Menschen und Behörden erfinderisch, um den Menschen in dieser schwierigen Zeit zu helfen. Viele entdeckten in dieser Zeit auch das Fahrrad wieder (oder das erste Mal) als effektives Verkehrsmittel, das Spaß macht – denn wer fährt nicht gerne am Stau vorbei und tut dabei noch etwas für seine Gesundheit?
Der Boom des Fahrrads machte aber auch deutlich, dass es hierzulande noch an sicherer und ausreichend dimensionierter Infrastruktur für Radfahrer:innen mangelt. Als erste Stadt in Deutschland nutzte Berlin diese Entwicklung und probierte einen neuen und agilen Ansatz aus: die Einrichtung von Pop-up-Radwegen, um mehr Platz für die steigende Zahl von Radfahrer*innen zu schaffen und diesen sicheren Raum im Stadtverkehr vorzuhalten.
Viele weitere Städte in Deutschland und der Welt zogen nach und richteten ebenfalls Pop-up-Radwege ein. In Würzburg wurde der entsprechende Antrag letztes Jahr im Stadtrat leider abgelehnt, aber die Stadt beschleunigte zumindest die Einrichtung von drei Ad-hoc-Maßnahmen in der Nürnberger Straße, Höchberger Straße und der Mergentheimer Straße. Hier wurde mittlerweile schon ein Versuch zur Schaffung sogenannter „Protected Bikelanes“ gestartet. Wir würden uns freuen, wenn diese Bauweise auch an anderen Orten in Würzburg Einzug finden wird.
Den Weltfahrradtag am 3. Juni nutzte das Bündnis Verkehrswende jetzt, um aufzuzeigen, dass es durchaus noch weiteres Potential für relativ einfach umzusetzende Verbesserungen der Fahrradinfrastruktur gibt. So entstand zumindest temporär ein Pop-up-Radweg in der Saalgasse, der direkt an die schon existierende Ad-hoc-Maßnahme in der Mergentheimer Straße anschließen und bis zur alten Mainbrücke führen sollte.
In der Saalgasse müssen die Radfahrer, welche von der Mergentheimer Straße Richtung Friedensbrücke fahren wollen, bisher die große, stark befahrene Kreuzung bei der Leistenstraße queren und dann durch drei enge Tore/Tunnel beim Burkhader Tor fahren. Hier gibt es aufgrund der Enge regelmäßig Konflikte mit Fußgängern, da der Radweg auch schwer einsehbar ist. Für die Weiterfahrt zur Radroute über die Alte Mainbrücke oder zur Friedensbrücke muss dann noch ein Umweg gefahren werden.
Gleichzeit ist die parallel verlaufende Saalgasse deutlich überbreit, wodurch hier relativ einfach ein Radstreifen eingerichtet werden könnte – ohne dass Parkplätze oder eine Fahrspur entfallen müssten.
Gesagt, getan: Die Stadt Würzburg richtete den angemeldeten temporären Pop-up-Radweg an dieser Stelle ein, und nach zwei Stunden hatten über 200 Radfahrer den Radweg genutzt. Das zeigt: Hier besteht ein eindeutiger Bedarf!
Besonders toll war auch, dass einige Kinder zusammen mit ihren Eltern oder alleine auch den Pop-Up-Radweg verwendeten. Das erinnert daran, dass jegliche Rad-Infrastruktur so gebaut werden sollte, dass man auch alleine sein Kind dort fahren lassen würde. Und genau hier hat Würzburg noch Nachholbedarf.
Einige Stadträte, viele interessierte Bürger*innen und Passant*innen nutzten die Gelegenheit, sich an unserem Infostand über das Bündnis und diese Aktion zu informieren.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, Teilnehmern und Unterstützer*innen und freuen uns auf das nächste Mal – denn wir vom Bündnis Verkehrswende jetzt werden uns natürlich weiter für die schwächeren Verkehrsteilnehmer und lebenswerte Städte einsetzen!