100 Tage Radentscheid Würzburg: Was bisher geschah

Über 100 Tage sind in Würzburg nach dem Radentscheid nun vergangen. Wir fassen zusammen: Was hat sich seitdem getan?

„Schnell, schneller, Radentscheid Würzburg“ – so formulierte es die Zeit, nachdem der Würzburger Stadtrat nach nur zehn Tagen Unterschriftensammeln im September 2019 die Forderungen des Bündnisses Verkehrswende jetzt als Vorlage übernommen und ihre Umsetzung beschlossen hatte. Dazu gehören langfristige Maßnahmen wie die Planung eines lückenloses Radwegenetzes und einer grundlegend neuen Aufteilung des Raums im Straßenverkehr, aber auch konkrete Details wie die Beschaffenheit von Radwegen und Kreuzungen.

Um die Stadt bei der Umsetzung des Beschlusses zu unterstützen, erstellten wir im November einen Maßnahmenkatalog und schlugen darin einige konkrete Ideen zur praktikablen, schnellen Umsetzung vor. Auf www.radentscheid-wuerzburg.de sammeln wir zudem laufend Problemstellen, für die großteils ebenfalls schnelle Lösungen möglich wären.

Werfen wir rund 100 Tage nach dem Radentscheid mal einen Blick darauf, wie die erforderlichen Maßnahmen mittlerweile umgesetzt werden.

  • Am 5. Dezember 2019 gab der Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) der Stadt Würzburg bekannt, dass eine Fahrradbrücke über die Nürnberger Straße gebaut werden soll.
  • Fahrradstraßen in der Burkaderstraße, Peterstraße und Münzstraße sollen eingerichtet werden. Eine konkrete Umsetzung ist aber noch nicht erfolgt. 
  • In der Gerberstraße wurde ein Radstreifen beschlossen. Dieser ist jedoch bei Tempo 50 km/h nicht baulich getrennt, was wiederum nicht dem Radentscheid-Beschluss des Stadtrats entspricht.
  • Die Planungen für einen Radweg entlang der Mainwiesen wurden bedauerlicherweise sogar ganz eingestellt.
  • Ein Antrag zur Fahrradstraße in der Semmelstraße wurde vertagt. 
  • Von online gesammelten 163 (!) Radverkehr-Problemstellen wurde leider nur eine einzige von der Stadt behoben. 
  • Von den von uns geforderten acht Arbeitsstellen als Unterstützung des Radverkehrsbeauftragten ist bisher nur eine einzige Stelle neu geschaffen worden, die allerdings bis heute noch unbesetzt bleibt. 
  • Positiv zu vermerken: die Umsetzung der erfolgreichen Lastenradförderung, die im April mit 100.000€ erneut werden soll. 

Insgesamt sehen wir nur vereinzelte Bemühungen der Stadt Würzburg, um die schlechte Radinfrastruktur der Stadt zu verbessern; diese sind nicht ausreichend und ein ernsthaftes Bemühen, die Stadt konsequent im Sinne des Radentscheides radfreundlich zu gestalten, können wir nicht erkennen. Dementsprechend stellen wir eine große Diskrepanz zwischen dem in Stadtratsbeschluss festgelegten Maßnahmen und dem aktuellen Ist-Zustand fest. Wir fordern ein konsequentes Umsetzen des Beschlusses und umgehender Beginn der ersten baulichen Maßnahmen. „Schnell, schneller, Radentscheid Würzburg“ – das ist bisher ein Trugschluss.

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